Unter der Beschreibung der Studiengänge Psychologie der einzelnen Universitäten findet ihr alle wichtigen Informationen zum Psychologie studieren in Holland.
Psychologie
Hochschulen, die diesen Studiengang anbieten
Erasmus University RotterdamRadboud UniversityUniversiteit van Amsterdam
Hohe Zulassungsbeschränkungen in Deutschland
Seit Jahren steigt in Deutschland die Nachfrage nach Studienplätzen für Psychologie an Universitäten. Mittlerweile gibt es für das Fach Psychologie wesentlich mehr Bewerberinnen und Bewerber als Studienplätze. Im Jahr 2015 wurden laut Statistischem Bundesamt deutschlandweit rund 12.000 Studienplätze in Psychologie angeboten. Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber für den Bachelor in Psychologie liegt weitaus höher. Die Folge: Es werden Auswahlverfahren durchgeführt. Diese Auswahlverfahren, die an staatlichen Hochschulen in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben sind, berücksichtigen die Abiturdurchschnittsnote oder die Wartezeit. Derzeit schwanken die Auswahlgrenzen zwischen einem Notendurchschnitt von 1,1 bis zu 1,5 und die Wartezeit zwischen 8 bis zu 20 Wartehalbjahren.
Zulassungsfrei in den Niederlanden studieren
Die benachbarten Niederlande bieten schon seit Jahren eine Alternative zum Studium in Deutschland an. Waren es am Anfang vor allem „NC-Flüchtlinge“, die den Weg ins Nachbarland suchten, so hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass die niederländischen Universitäten eine hervorragende Forschungs- und Lehrqualität haben. An zehn Universitäten kann in den Niederlanden Psychologie auf hohem Niveau studiert werden, mehr als die Hälfte bieten sogar englischsprachige Studiengänge an.
Fachhochschule (Hogeschool) oder Universität? Die Wahl der richtigen Hochschulart
Ähnlich wie in Deutschland kann man in den Niederlanden Psychologie an zwei verschiedenen Hochschularten studieren: Den Fachhochschulen (University of applied sciences), die in den Niederlanden als Hogescholen (singular: Hogeschool) bezeichnet werden, sowie an wissenschaftlichen Hochschulen, den Universitäten (Niederländisch: Universiteiten).
Während die Hogescholen für Psychologie den Praxisbezug in den Vordergrund stellen, sind die Universitäten forschungsorientiert ausgerichtet. Das bedeutet, die Universität bildet in erster Linie Wissenschaftler aus, die sich intensiv mit der Erforschung der menschlichen Psyche beschäftigen. Daher steht an der niederländischen Universitäten, wie an allen Universitäten weltweit, die Methodik des wissenschaftlichen Arbeitens auf dem Lehrplan. Dazu zählt die Methodik der Empirie und Statistik sowie Hypothesentests und Anlage von Forschungsprojekten. Die Fachhochschulen haben diese nicht im Lehrplan. Bei ihnen geht es vor allem um die praktische Anwendung von psychologischen Erkenntnissen.
Die Hochschulart entscheidet über den späteren Beruf
Wer sich für eine bestimmte Art von Hochschule entscheidet, muss sich vorher Gedanken darüber machen, was er einmal beruflich vorhat. Wer an einer Fachhochschule in Deutschland oder den Niederlanden Psychologie studiert, hat keine Möglichkeit damit in Deutschland als „Psychologischer Psychotherapeut“ zugelassen zu werden. Im deutschen Psychotherapeutengesetz von 1999 ist klar geregelt, welches Studium vor einer Zulassung zu diesem Beruf erforderlich ist. Darin wird ein Universitätsstudium Psychologie mit Schwerpunkt in klinischer Psychologie verlangt. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Studium in Deutschland oder im europäischen Ausland absolviert wurde. Etwas gelockerter sind die Regelungen für den „Psychologischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten“. Diese dürfen psychisch erkrankte Menschen bis zu einem Alter von 21 Jahren behandeln. Hier reicht für die Zulassung ein Masterabschlüsse in Psychologie mit klinischem Schwerpunkt, aber auch ein Master in Erziehungswissenschaften oder Sozialer Arbeit.
Universitäten und ihre Schwerpunkte
Genauso wie deutsche Universitäten bieten die Universitäten in den Niederlanden Schwerpunkte im Psychologiestudium an, die jeder Studierende wählen kann. Der größte Schwerpunkt ist sicherlich die „Klinische Psychologie“. Hier geht es um die Erforschung und Behandlung von psychischen Erkrankungen des Menschen, wie beispielsweise Demenz, Schizophrenie, Magersucht und anderen. Diesen Schwerpunkt muss man auch in den Niederlanden wählen, wenn man später in die Weiterbildung zum „Psychologischen Psychotherapeuten“ in Deutschland gehen möchte. Ein weiterer Schwerpunkt ist die „Organisationspsychologie“, die sehr stark auch die Bereiche der „Wirtschaftspsychologie“ berühren. Weitere Schwerpunkte sind: „Neuopsychologie“, Sozialpsychologie“, Pädagogische Psychologie“ und viele mehr.
Fachhochschulen mit hohem Praxisbezug
Die deutschen Fachhochschulen stellen genauso wie die Hogescholen in den Niederlanden den Praxisbezug im Vordergrund. Man lernt dort, wie man das Verhalten von Verbrauchern beeinflussen kann (Werbe- und Konsumentenpsychologie) oder wie man das richtige Personal auswählt (Wirtschaftspsychologie, Human Ressource). Es wird hier eine Vielzahl an Spezialisierungsmöglichkeiten angeboten. Anders als an deutschen Fachhochschulen, an denen ein Bachelorstudium der Psychologie drei Jahre dauert, studiert man an niederländischen Hogescholen vier Jahre.
Unterschiede zwischen deutschen und niederländischen Universitäten – die Unterrichtsform!
In einem ganz wesentlichen Punkt unterscheiden sich Hochschulen in den Niederlanden von deutschen Hochschulen: Die Unterrichtsform des „Problem-gesteuerten Unterrichts“. Während in Deutschland vor allem in Vorlesungen und (Pro-) Seminaren gelehrt wird, erarbeiten sich Psychologie-Studierende in den Niederlanden den Unterrichtsstoff in Form von Kleingruppenarbeit und Selbstlerneinheiten. In den Kleingruppen wird anhand formulierter Problemstellungen an Lösungen gearbeitet. Dadurch wird die Theorie immer wieder in Bezug zur (Forschungs-) Praxis gesetzt.
Unterschiede zwischen deutschen und niederländischen Universitäten – die Betreuung!
Niederländische Universitäten legen viel Wert auf eine optimale Betreuung ihrer Studierenden. Die Gründe dafür liegen unter anderem auch in der Art der Studienfinanzierung in den Niederlanden. Der direkte Zugang zu den Professorinnen, Professoren, Lektorinnen und Lektoren ist genauso selbstverständlich wie ein enger Kontakt zu Studentendekanen, die sich im Wesentlichen um die Unterstützung der Studierenden bei der Studienorganisation und Problemen kümmern.
Unterschiede zwischen deutschen und niederländischen Universitäten – die Ausstattung!
Niederländische Universitäten beeindrucken den Besucher auf den ersten Blick mit einer ausgezeichneten Ausstattung der Gebäude. So genannte „Lernlandschaften“ stehen den Studierenden genauso zu Verfügung wie ausgezeichnete Bibliotheken.
Das Bachelorangebot an Universitäten in den Niederlanden
Zehn Universitäten bieten in den Niederlanden Psychologie als Bachelorstudiengang an. Im Jahr 2016 haben in den Niederlanden 4.062 Studierende mit dem Studium der Psychologie (Bachelor) begonnen. An acht von zehn Universitäten wird das Studium der Psychologie in englischer Sprache angeboten. Lediglich die Universitäten Utrecht und die Universiteit van Amsterdam (UvA) unterrichten Psychologie ausschließlich auf Niederländisch.
Der Weg zum Studienplatz in den Niederlanden
In den Niederlanden bewirbt man sich für das Fach Psychologie anders als in Deutschland. Während in Deutschland das Abiturzeugnis vorliegen muss, um sich zu bewerben, ist dies zunächst in den Niederlanden nicht notwendig, denn dort liegen die Fristen, je nach Hochschule, oft schon am Anfang des Jahres. Daher können sich Deutsche bereits in den Niederlanden bewerben, obwohl das Zeugnis noch nicht vorliegt. Allerdings ist zwingend notwendig, dass das Zeugnis bei Studienbeginn 1. September vorgelegt wird.
Trotz fehlendem Numerus Clausus sind Bewerbungsfristen einzuhalten
Mit Ausnahme der Universität Leiden haben die übrigen Universitäten in den Niederlanden Fristen für eine Bewerbung zum Fach Psychologie gesetzt. In den Niederlanden gibt es kein Winter- und Sommersemester, sondern lediglich ein Studienjahr. Und das beginnt, mit wenigen Ausnahmen, immer am 1. September des Jahres.
Folgende Universitäten erwarten eine Bewerbung
bis zum 15. Januar des Jahres:
Universität Groningen, Universität Maastricht, Universität Nijmegen
Bis zum 31. März des Jahres:
Universität Rotterdam
Und bis zum 30. April des Jahres:
Universität Utrecht, Universität Twente (Enschede), Universität van Amsterdam (UvA), Vrije Universiteit Amsterdam (VU), Universität Tilburg
Die Bewerbungen für das Fach Psychologie erfolgen zunächst online über die Website www.studienlink.nl, die, sofern sie von einem deutschen Server aufgerufen wird, alle Infos auf Deutsch erhält. Die Website www.studienlink-hilfe.de bietet zudem Hilfen an, die beim Ausfüllen der Seiten wichtig sein können.
Bei der Auswahl spielt die Abiturnote keine Rolle
Anders als in Deutschland, wo der Abiturnotendurchschnitt beziehungsweise die Wartezeit als Auswahlkriterium gilt, wird in den Niederlanden im Fach Psychologie nach anderen Kriterien ausgewählt.
Zunächst verlangen einige Universitäten, dass bestimmte Fächer bis zum Abitur belegt sein müssen. Beispielsweise verlangt die Universität Twente in Enschede für den Bachelorstudiengang Psychologie, dass deutsche Bewerber Mathematik und Englisch bis zum Abitur belegt haben müssen. Egal ob als Grundkurs oder Leistungskurs.
Unterschiedliche Auswahlverfahren der Universitäten in den Niederlanden
Jede Universität in den Niederlanden kann die Auswahlkriterien selber bestimmen.
Beispiel: Universität Twente in Enschede
Hier wird für das Fach Psychologie ein Studienwahlcheck durchgeführt: Es muss ein Fragebogen ausgefüllt werden und Bewerber müssen an einem Probestudientag teilnehmen. Ziel ist es, die Beweggründe für das Studium, die eigenen Erwartungen und Fähigkeiten zu ergründen.
Beispiel: Radboud Universiteit Nijmegen
Diese Universität bietet einen englisch- und einen niederländisch-sprachigen Psychologiestudiengang an. Nach der Bewerbung bis zum 15. Januar werden die Bewerber in einem mehrstufigen Verfahren ausgewählt. Dazu zählt ein Multiple-choice-Test, in dem Fragen zu einem zuvor durchzuarbeitenden Psychologielehrbuch gestellt werden. Anschließend wird dann noch ein Motivationstest durchgeführt und dann entschieden, wer genommen wird. Das Verfahren zieht sich bis zum Juni hin.
Detaillierte Informationen zu den Zulassungskriterien findet man auf den Websites der Universitäten.
Hoher Frauenanteil im Psychologiestudium
In den Nederlanden liegt der Frauenanteil im Psychologiestudium ähnlich hoch wie auch in anderen Ländern: Zwischen 70 und 75 Prozent schwankt der Anteil von Uni zu Uni.
Das entscheidende erste Studienjahr
Viele Universitäten prüfen nach einem Jahr, ob die Studienwahl wirklich die richtige war. Studierende erhalten dann eine Studienempfehlung, in der festgehalten ist, ob sie ihr Studium fortsetzen dürfen. Oft hängt dies vom Erreichen einer bestimmten Punktzahl (ECTS) ab. Wer mehr als 45 von 60 möglichen Punkten erreicht, darf sein Studium fortsetzen. Die Universitäten in den Niederlanden veröffentlichen nach einem Jahr die Prozentzahlen derer, die das Studium fortsetzen durften:
Universität
Leiden (88%), Groningen (76%), Utrecht (90%), Rotterdam (69%), Enschede (80%), Maastricht (78%), UvAmsterdam (74%), Nimegen (83%), Tilburg (84%), VUAmsterdam (77%)
Perspektiven nach dem Bachelorstudium
Ähnlich wie in Deutschland ist der Bachelor einer Universität der erste berufsqualifizierende Abschluss, den man an einer Universität erreichen kann. Er ermöglicht einen direkten Einstieg in den Beruf als Psychologin oder Psychologe (B.Sc.) . Allerdings sind mit dem Bachelorabschluss einer Universität die beruflichen Möglichkeiten eher eingeschränkt. Aus diesem Grund setzen viele Bachelorabsolventen das Studium in einem Masterstudiengang fort. Während der Übergang vom Bachelor zum Master in den Niederlanden oft problemlos möglich ist, gibt es in Deutschland oft wieder Zulassungsbeschränkungen in Form eines Numerus Clausus. Entscheidend ist dann die erreichte Note im Bachelor. Ein Wechsel nach einem Bachelorabschluss in ein anderes Land ist möglich.
Das Masterstudium Psychologie in den Niederlanden
Masterprogramme werden sowohl an Universitäten wie auch an Fachhochschulen (Hogescholen) in den Niederlanden angeboten. Im Studienfach Psychologie wird dabei eine Reihe von Spezialisierungen angeboten. Grundsätzlich kann man zwei Arten von Mastern unterscheiden: die gesellschaftliche Mastervariante führt direkt zu einem Berufseinstieg und dauert oft nur ein Jahr. Daneben gibt es die wissenschaftliche Variante. Diese dauert oft bis zu zwei Jahren und kann bei einer Fortsetzung nach dem Master auch in einer Promotion münden.
Beispiel Universität Groningen:
Die Universität Groningen bietet in ihrem englischsprachigen Masterprogramm eine Vielzahl von Schwerpunkten an:
Clinical Neuropsychology/Cognitive Psychology and Psychophysiology/Industrial- and Organisational Psychology/Applied Social Psychology/Clinical Psychology/Traffic Psychology and Sustained Mobility/Reflecting on Psychology//Clinical Forensic Psychology and Victimology/Talent Development and Creativity/Environmental Psychology
Nach dem Bachelor – von der Fachhochschule zur Uni
Etwas einfacher als in Deutschland ist in den Niederlanden der Übergang von einer Fachhochschule zur Universität. An manchen Universitäten, wie beispielsweise der Reichsuniversität Groningen, wird ein so genanntes Pre-Master-Programm angeboten, in dem Bachelorabsolventen von Fachhochschulen die notwenigen Kenntnisse für das wissenschaftliche Arbeiten in Form von Credits nachholen können.
Die Anerkennung eines niederländischen Masterabschlusses Psychologie in Deutschland
Grundsätzlich werden alle Abschlüsse, die an einer europäischen Hochschule erworben wurden, problemlos anerkannt. Aber es gibt Ausnahmen, nämlich dann, wenn landesrechtliche Regelungen, wie zum Beispiel bei Jura, Medizin und eben auch bei Psychologie zur Ausübung eines Berufs vorgeschrieben sind.
Wer einen Master in Psychologie in den Niederlanden erworben hat, kann in allen Bereichen als Psychologe in Deutschland arbeiten und forschen. Allerdings gibt es eine Ausnahme: Wer eine Weiterbildung zum „Psychologischen Psychotherapeuten“ bzw. zum „Psychologischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut“ anstrebt, muss die Vorgaben des Psychotherapeutengesetzes erfüllen. Dort heißt es in § 5:
„Die Ausbildungen zum Psychologischen Psychotherapeuten sowie zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten dauern in Vollzeitform jeweils mindestens drei Jahre, in Teilzeitform jeweils mindestens fünf Jahre. Sie bestehen aus einer praktischen Tätigkeit, die von theoretischer und praktischer Ausbildung begleitet wird, und schließen mit Bestehen der staatlichen Prüfung ab.
Voraussetzung für den Zugang zu einer Ausbildung nach Absatz 1 ist
1. für eine Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten
a) eine im Inland an einer Universität oder gleichstehenden Hochschule bestandene Abschlußprüfung im Studiengang Psychologie, die das Fach Klinische Psychologie einschließt und gemäß § 15 Abs. 2 Satz 1 des Hochschulrahmengesetzes der Feststellung dient, ob der Student das Ziel des Studiums erreicht hat,
b) ein in einem Mitgliedstaat der Europäischen Union oder einem anderen Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum erworbenes gleichwertiges Diplom im Studiengang Psychologie oder
c) ein in einem anderen Staat erfolgreich abgeschlossenes gleichwertiges Hochschulstudium der Psychologie,
2. für eine Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten
a) eine der Voraussetzungen nach Nummer 1,
b) die im Inland an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule bestandene Abschlußprüfung in den Studiengängen Pädagogik oder Sozialpädagogik,
c) ein in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union oder einem anderen Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum erworbenes Diplom in den Studiengängen Pädagogik oder Sozialpädagogik oder
d) ein in einem anderen Staat erfolgreich abgeschlossenes gleichwertiges Hochschulstudium.“
Wichtig ist, dass im Studium der Schwerpunkt „Klinische Psychologie“ gewählt wurde. Ohne diesen Studienschwerpunkt ist keine Zulassung zur Weiterbildung möglich.
Berufsperspektiven nach einem Psychologiestudium
Die Berufsaussichten für Psychologinnen und Psychologen können als gut bezeichnet werden. Laut Statistischem Bundesamt hat sich die Zahl der erwerbstätigen Psychologinnen und Psychologen im Zeitraum 1996 bis 2014 von 38.000 auf 99.000 weit mehr als verdoppelt.