Das Prinzip des Problem-gesteuerten Lernens hat weitreichende Konsequenzen - von den Gruppengrößen über die Art der Betreuung bis hin zur Architektur.
1 : 16 heißt: Im Durchschnitt der niederländischen Universitäten kommen auf jeden Wissenschaftlichen Mitarbeiter 16 Studierende. An keiner! der 13 niederländischen Universität kommen auf einen wissenschaftlichen Mitarbeiter mehr als 25 Studierende.
Zum Vergleich: In Deutschland kommen im Durchschnitt der Universitäten 42 Studenten auf einen wissenschaftlichen Mitarbeiter. Die Unterschiede des Personalschlüssels sind zwischen den Universitäten enorm groß. Sie reichen von unter 9 bis knapp 89 Studenten je wissenschaftlichen Mitarbeiter. (Hierbei konnten die Werte von 36 Universitäten berücksichtigt werden, von den übrigen Universitäten liegen keine Angaben vor.)
Selbstverständlich gibt es innerhalb der Universitäten große Unterschiede zum Beispiel nach Fächern. In den ''Orchideen-Fächern'' - das sind ganz kleine Studiengänge, die aus gutem Grund unter ''Artenschutz'' stehen - ist die Zahl der Wissenschaftler im Verhältnis hoch, in Fächern wie zum Beispiel den Wirtschaftswissenschaften ist sie vergleichsweise gering. An den medizinischen Fakultäten ist der Personalschlüssel wiederum besonders hoch, weil das wissenschaftliche Personal Lehre und Forschung, zudem aber die Patientenversorgung leistet.
Aber welches Fach auch immer: Vorlesungen, die per Bildschirm übertragen werden; Seminarräume, in denen man keinen Stuhl findet; Pflichtseminare, für die man morgens früh anstehen muss um sich in eine Liste einzutragen, um dann wie im letzten Semester wieder keinen Platz zu bekommen - das ist zwar selten, aber in Deutschland bekannt und es ist ein Strukturmerkmal. IN DEN NIEDERLANDEN GIBT ES DAS NICHT!
Gute Bildungsqualität ist personalintensiv, und das ist sie den Holländern wert! Die Daten stammen aus dem THE Ranking 2016/2017, die auf eigenen Angaben der Universitäten beruhen. Quelle: THE Ranking 2016/2017
Studieren in Holland heißt auch: Die Studenten lernen aktiv und sehr viel in Kleingruppen. Selbstverständlich gibt es auch größere Seminare und Vorlesungen, und natürlich auch Einzelarbeit. Vor allem aber arbeitet man immer wieder in Kleingruppen. Teamarbeit ist gefragt um alles an Wissen und Erfahrungen zusammenzutragen, was zur Problemlösung beiträgt.
Dabei werden sie von den Dozenten aktiv unterstützt. Nicht umsonst ist das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Dozenten und Studenten in den Niederlanden viel besser als in Deutschland! Unten (''Dozenten sind Lernbegleiter'') dazu mehr.
Von den Studierenden ist viel Aktivität gefragt! Sie müssen viel Lernstoff aufnehmen, das ist in Holland wie überall an den Hochschulen. Es genügt jedoch nicht, vorhandenes Wissen aufzunehmen. Kreativität, Versuch und Irrtum, Lernen durch Fehler, 'dumme' Fragen stellen, die Bereitschaft und die Kompetenzen für die Teamarbeit - alles das ist beim Studium in Holland erforderlich. Wir haben schon viele Jugendliche gesehen, die hier geradezu aufgeblüht sind!
Schon mal in einer niederländischen Hochschule gewesen? Es fällt schon an der Architektur und der Inneneinrichtung auf. In niederländischen Universiteiten und Hogescholen findet man viele Räume, Nischen, Arbeitsplätze, die für kleine Arbeitsgruppen genutzt werden können. Nicht abgelegen in einer Bibliothek, sondern überall im Kernbereich der Gebäude. Die offene Bauweise fällt auf. Viele offen zugängliche Sitzgruppen und Arbeitsplätze, oft mit PCs oder Notebooks ausgestattet.
Wir empfehlen allen Studieninteressierten, aber auch den Hochschuldidaktikern, sich einmal in einer Hochschule in Holland umzuschauen!
Die einzelnen Studierenden und die Lerngruppen erhalten viel Unterstützung durch Dozenten. Dafür gibt es in der Regel keine Sprechstunden, wie es etwa an deutschen Hochschulen üblich ist. In Seminaren, Arbeitsgruppentreffen, im Büro des Dozenten, auf dem Flur, in der Cafeteria man kennt sich; und wenn es was zu besprechen gibt, dann kann man das jederzeit tun, man sucht den Dozenten in seinem Büro auf oder man kann einen Termin vereinbaren. Und in regelmäßigen Abständen ist die Gruppe und sind auch die einzelnen Studierenden an der Reihe, über den Stand ihrer Arbeit und über ihren Lernfortschritt zu berichten. Auf dieser Grundlage wird festgelegt, wie man weiter vorgehen will. Besonders im ersten Studienjahr, und mit Schwerpunkt in den Bachelor-Studiengängen, ist die Anzahl der Dozenten besonders groß. Hier geht kein Student verloren!
In den Niederlanden sind Studenten und Dozenten in der Regel per ''Du'' miteinander. Dozenten kennen die Studenten namentlich. Zumindest die jeweiligen Hauptbetreuer können die Leistungen, Lernfortschritte, Stärken und Schwächen ''ihrer'' Studenten einschätzen.
Wie das geht? Die Studienstruktur und die Lernkonzepte sind so angelegt. Selbstverständlich ist das personalintensiv - und das ist es den Holländern wert!