Hohe Studienqualität - kein NC!

In Holland gilt: Du suchst dir einen Studiengang und eine Hochschule, die zu dir passen; dort bewirbst du dich, und wenn du alle Voraussetzungen erfüllst, hast du deinen Platz! Du suchst dir aus, was und wo du studieren möchtest! Die Hochschulen freuen sich über eure Anmeldung! Es gibt nur wenige zulassungsbeschränkte Fächer. Da führen die Hochschulen ein Auswahlverfahren unter den Bewerbern durch. Ihr werdet sehen: In Holland interessieren sich die Hochschulen wenig für den Abiturnotendurchschnitt, viel aber dafür, geeignete Studenten zu finden.

Wir erklären euch, wie es läuft.

1. Zulassungsfreie Studiengänge: 94%

In den Niederlanden gibt es über 1.600 Bachelor-Studiengänge. Davon sind 94% zum Studienjahr 2017/2018 ohne Zulassungsbeschränkung. Das gilt für Universitäten und für Fachhochschulen, für Studiengänge in holländischer sowie in englischer Sprache. (Quelle: studiekeuze123/eigene Berechnungen)
Das gilt auch für viele Studiengänge, die in Deutschland teilweise mit hohen NCs belegt sind:

  • Psychologie (an den meisten Unis zulassungsfrei)
  • Angewandte Psychologie (an den meisten Fachhochschulen zulassungsfrei)
  • Engineering/Technologie
  • Naturwissenschaften
  • Kulturwissenschaften
  • Sprachen
  • Kommunikationswissenschaften
  • Sozialpädagogik
  • Lehramt
  • Hotel- sowie Tourismusmanagement
  • Ökonomie, Betriebs- sowie Finanzwirtschaft

Bewerbungsvoraussetzungen

Du musst einige Voraussetzungen erfüllen. Vor allem musst du - wie in allen anderen Ländern - für die Universität (Universiteit) eine Allgemeine Hochschulreife, für die Fachhochschule (Hogeschool) eine Allgemeine oder eine Fachhochschulreife nachweisen.
Für einige Studiengänge wird eine bestimmte Fächerbelegung in der Oberstufe vorausgesetzt. Einige Unis verlangen zum Beispiel, dass Bewerber für Ingenieursstudiengänge Mathematik und Physik als Abiturfächer hatten.

Matching –die Hochschulen möchten euch kennenlernen

Auch wenn es keine Zulassungsbeschränkungen gibt, also jeder Bewerber auch einen Platz erhält, möchten viele Hochschulen euch im Vorfeld kennen lernen. Dazu haben viele Hochschulen das sogenannte Matching entwickelt. Mit dem Matching wird lediglich angestrebt, den Bewerber besser kennen zu lernen, aber auch sich selbst als Hochschule dem Bewerber vorzustellen. Damit jeder künftige Bewerber ein möglichst realistisches Bild vom späteren Studium und seinen Anforderungen erhält! Es erscheint manchmal wie eine Auswahlprüfung, ist aber keine Im Matching geht es also nicht darum, aus einem Überhang an Bewerbern nur „die Besten“ raus zu picken! Seid einfach offen und interessiert, wenn die Hochschule von euch die Teilnahme an einem solchen Matching erwartet. Genauere Informationen zu Matchings findet ihr direkt auf den Hochschulwebsites. Allerdings sind deutsche Bewerber nicht selten freigestellt.

Propedeuse – das erste Studienjahr

Wichtig ist das erste Studienjahr, die sogenannte ‚propedeuse‘. In diesem Jahr befasst man sich mit den Grundlagen des Faches und arbeitet sich in die Studienmethoden ein. Die Betreuung durch Dozenten ist besonders intensiv. Am Ende des Jahres erhält ein Student, der in diesem Jahr nicht zurechtgekommen ist, eine intensive Studienberatung und wird gegebenenfalls nicht weiter studieren können. Es wird nicht ‚gesiebt‘ – aber wer keine Aussicht auf Studienerfolg hat, erfährt dies bereits nach einem Jahr und kann sich neu orientieren.

2. Zulassungsbeschränkte Studiengänge: 6%

In wenigen Fächern gibt es Zulassungsbeschränkungen. Das betrifft 6% aller Bachelor-Studiengänge. Also gibt es hier einen NC (Numerus clausus)? Nein! Die deutschen Bewerbern so vertraute Frage „Welchen Abischnitt brauche ich für…“ könnt ihr also getrost vergessen! In Holland gibt es andere Auswahlverfahren. Hier erhaltet ihr einen Überblick, mehr findet ihr unter „Zulassungsbeschränkungen“.

Numerus fixus

Die Niederländer kennen allerdings den sogenannten Numerus fixus. Dieser besagt lediglich, dass die Anzahl der Studienplätze an der Hochschule „fix“ ist und mit zu vielen Bewerbern gerechnet wird. Praktisch gesehen müssen alle Hochschulen jedes Jahr erneut schauen, ob sie in einzelnen Studiengängen mit zu vielen Bewerbern rechnen, sie melden dann beim Ministerium den Numerus fixus an. Dies geschieht bis 01. Dezember des Vorjahres. Man weiß also relativ früh, welche Hochschulen in welchen Fächern eine Zulassungsbeschränkung haben werden. Für die Numerus fixus Studiengänge gilt dann eine verfrühte Bewerbungsfrist, der 15. Januar des Jahres, in dem man zum September hin mit dem Studium beginnen möchte.

Die Hochschulen organisieren dann ein eventuell nötiges Auswahlverfahren z.B. mit Auswahlprüfungen. Direkt auf den Websites der Hochschulen erfahrt ihr, ob in dem betreffenden Studiengang ein Numerus fixus besteht, der Studiengang also einer Zulassungsbeschränkung unterliegt.
Ihr könnt euch auch einen Überblick verschaffen. Auf „Studiekeuze123“ wird jährlich die neue Liste der Numerus fixus - Studiengänge veröffentlicht:

Studiengänge mit Numerus fixus

Auswahlverfahren „Decentrale Selectie“

Für die zulassungsbeschränkten Studiengänge legen die Hochschulen selbst die Auswahlverfahren fest. Das nennt man Dezentrale Auswahl (decentraale selectie). Die Hochschulen führen ein eigenes Auswahlverfahren oft in mehreren Stufen durch. Sie erwarten mit der Bewerbung neben dem Hochschulreifezeugnis oftmals ein Motivationsschreiben und manchmal Empfehlungen. Bei der Bewertung des Hochschulreifezeugnisses können der Notendurchschnitt, Fächerbelegungen und/oder Fächernoten eine Rolle spielen. Wenn man es in die 2. Runde schafft, wird man in der Regel zu einer Auswahlprüfung eingeladen. Diese Prüfungen haben oft den Charakter eines Assessment Center. Solche Auswahlprüfungen können sich auf für das Studium besonders wichtige Vorkenntnisse beziehen oder sie orientieren sich an Lehr- und Studienmaterialien, die vorher dem Bewerber zur Verfügung gestellt werden. Soziale und kommunikative Kompetenzen, die Lernhaltung, die Reflexionsfähigkeiten – alles das kann eine Rolle spielen. Wichtig ist, dass man sich möglichst genau auf der Website der Hochschule einliest, wie dort die dezentrale Auswahl funktioniert. In Fächern wie Medizin oder Zahnmedizin lohnt sich in jedem Fall ein Vergleich der an den einzelnen Unis durchgeführten Verfahren für die dezentrale Auswahl!

Auswahlverfahren werden - obwohl es dort keinen Numerus fixus gibt - außerdem auch in musischen und künstlerischen Fächern und in Sport durchgeführt. Hier gibt es zwar selten einen Numerus fixus, aber die Hochschulen wollen die Eignung der Bewerber feststellen Schließlich können auch die Niederländer aus Bewerbern ohne Rhythmusgefühl keine Geigenvirtuosen zaubern.