Zulassungsbeschränkungen

In Holland gilt: Du suchst dir einen Studiengang und eine Hochschule, die zu dir passen – und dort meldest du dich an. Das heißt, du suchst dir aus, was und wo du studieren möchtest! Die Hochschulen freuen sich über eure Anmeldung! Es gibt nur wenige zulassungsbeschränkte Fächer. Da führen die Hochschulen ein Auswahlverfahren unter den Bewerbern durch.

Ihr werdet sehen: In Holland interessieren sich die Hochschulen kaum für den Abiturnotendurchschnitt, sondern dafür, geeignete Studenten zu finden. Dabei kann natürlich auch dein Abizeugnis eine Rolle spielen.

Wir erklären euch, wie es läuft.

1. Zulassungsfreie Studiengänge

Etwa 90% aller Studienplätze sind zulassungsfrei. Das bedeutet: Du bewirbst dich, sie prüfen deine Bewerbungsvoraussetzungen (s. unten) und einige Hochschulen laden ihre neuen Studenten auch vorab ein ... und dann musst du das Studium, zunächst mal die ''propedeuse'' bestehen. Und jetzt etwas genauer:

Bewerbungsvoraussetzungen

Für einige Studiengänge wird eine bestimmte Fächerbelegung in der Oberstufe vorausgesetzt. Einige Unis verlangen zum Beispiel, dass Bewerber für Ingenieursstudiengänge Mathematik und Physik als Abiturfächer hatte.

Matching – die Hochschulen möchten euch kennenlernen

Auch wenn es in dem euch interessierenden Studienfach bzw. an der Hochschule keine Zulassungsbeschränkung gibt, also jeder ernsthafte Bewerber auch einen Platz erhält, möchten viele Hochschulen euch im Vorfeld kennen lernen. Dazu haben viele Hochschulen das sogenannte Matching entwickelt.

Mit dem Matching wird lediglich angestrebt, den Bewerber besser kennen zu lernen, aber auch sich selbst als Hochschule dem Bewerber vorzustellen. Damit jeder künftige Bewerber ein möglichst realistisches Bild vom späteren Studium und seinen Anforderungen erhält!

Es erscheint manchmal wie eine Auswahlprüfung, ist aber keine. Im Matching geht es also nicht darum, aus einem Überhang an Bewerbern nur „die Besten“ raus zu picken! Seid einfach offen und interessiert, wenn die Hochschule von euch die Teilnahme an einem solchen Matching erwartet. Genauere Informationen zu Matchings findet ihr direkt auf den Hochschulwebsites. Allerdings sind deutsche Bewerber nicht selten freigestellt.

Propedeuse – das erste Studienjahr

Wichtig ist das erste Studienjahr, die sogenannte ‚propedeuse‘. Hier müsst ihr zeigen, dass ihr was könnt! In diesem Jahr befasst man sich mit den Grundlagen des Faches und arbeitet sich in die Studienmethoden ein. Die Betreuung durch Dozenten ist besonders intensiv.

Am Ende des Jahres erhält ein Student, der in diesem Jahr nicht zurechtgekommen ist, eine intensive Studienberatung und wird gegebenenfalls nicht weiter studieren können. Es wird nicht ‚gesiebt‘ – aber wer keine Aussicht auf Studienerfolg hat, erfährt dies bereits nach einem Jahr und kann sich neu orientieren.

2. Zulassungsbeschränkte Studiengänge

In wenigen Fächern gibt es Zulassungsbeschränkungen. Also gibt es hier einen NC (Numerus clausus)? Nein! Die deutschen Bewerbern so vertraute Frage „Welchen Abischnitt brauche ich für…“ könnt ihr also getrost vergessen! In Holland gibt es andere Auswahlverfahren. Hier erhaltet ihr einen Überblick.

„Numerus fixus“

Die Niederländer haben den sogenannten Numerus fixus. Dieser besagt lediglich, dass die Anzahl der Studienplätze an der Hochschule „fix“ ist und mit zu vielen Bewerbern gerechnet wird. Praktisch gesehen müssen alle Hochschulen jedes Jahr erneut schauen, ob sie in einzelnen Studiengängen mit zu vielen Bewerbern rechnen, sie melden dann beim Ministerium den Numerus fixus an.

Es gibt Studiengänge, vor allem Medizin, die an allen Unis zulassungsbeschränkt sind. Es gibt aber auch Studiengänge, die sind nur an einzelnen Hochschulen beschränkt.

Auswahlverfahren werden auch zum Beispiel in musischen und künstlerischen Fächern und in Sport durchgeführt. Hier gibt es zwar selten einen Numerus fixus, aber die Hochschulen wollen die Eignung der Bewerber feststellen Schließlich können auch die Niederländer aus Bewerbern ohne Rhythmusgefühl keine Geigenvirtuosen zaubern.

Bewerbungsfrist bei Numerus fixus: 15. Januar

Die Bewerbungsfrist für Numerus fixus-Studiengänge (''fixus-opleidingen'') endet früher als bei den anderen Studiengängen, nämlich schon am 15. Januar.

Hat mein Studiengang einen Numerus fixus?

Wie findest du heraus, ob ''dein'' Studiengang zulassungsbeschränkt ist? Schau einfach auf der Website des Studienganges, dort findest du die Infos. Du kannst aber auch gleich in der Liste nachschauen:

Liste der Numerus-fixus-Fächer

Ihr könnt euch auch einen Überblick verschaffen. Auf „Studiekeuze123“ wird jährlich die neue Liste der Numerus fixus - Studiengänge veröffentlicht:
Studiengänge mit Numerus fixus

Auswahlverfahren: „Decentrale Selectie“ (Dezentrale Auswahl)

Für die zulassungsbeschränkten Studiengänge legen die Hochschulen selbst die Auswahlverfahren fest. Das nennt man Dezentrale Auswahl (decentraale selectie). Hier ist der Notendurchschnitt aus dem Abi in der Regel unmaßgeblich oder nur eines von mehreren Kriterien. Die Hochschulen führen ein eigenes Auswahlverfahren, oft in mehreren Stufen durch. Sie erwarten zum Beispiel ein Motivationsschreiben, Empfehlungen und Zeugnisse und man wird oftmals – wenn man es in die 2. Runde schafft - zu einer Auswahlprüfung eingeladen.

Auswahlgespräch, Assessment

Diese Prüfungen haben oft den Charakter eines Assessment Center. Solche Auswahlprüfungen können sich auf für das Studium besonders wichtige Vorkenntnisse beziehen oder sie orientieren sich an Lehr- und Studienmaterialien, die dem Bewerber vorher zur Verfügung gestellt werden. Soziale und kommunikative Kompetenzen, die Lernhaltung, die Reflexionsfähigkeiten – alles das kann eine Rolle spielen.

Nutze die Infos für dich!

Wichtig ist, dass du dich möglichst genau auf der Website der Hochschule einliest, wie dort die dezentrale Auswahl funktioniert. In Fächern wie Medizin oder Zahnmedizin lohnt sich in jedem Fall ein Vergleich der an den einzelnen Unis durchgeführten Verfahren für die dezentrale Auswahl!

So kannst du dich dort bewerben, wo du mit deinen besonderen Fähigkeiten die besten Chancen hast! Und du kannst dich gezielt vorbereiten!

Unterschied zwischen Numerus clausus und Numerus fixus

Was ist der Unterschied zwischen einem ''Numerus Clausus'' (NC) und dem ''Numerus fixus''? Der Der NC bezieht sich auf den Notendurchschnitt, der zuletzt ausreichte, um einen Studienplatz zu bekommen. Der Numerus fixus ist die Anzahl der Studienplätze, die vergeben werden können - wie die Auswahl bei einem Bewerberüberhang erfolgt, ist damit noch nicht gesagt.

Auswahl durch Losverfahren ist abgeschafft

Das frühere NL-typische Losverfahren zur Verteilung der Studienplätze wurde zum Studienjahr 2017 komplett abgeschafft zu Gunsten dieser Dezentralen Auswahl („decentrale selectie“). Jetzt gilt für alle zulassungsbeschränkten Fächer (Numerus fixus-Fächer), dass ein hochschuleigenes Auswahlverfahren über die Verteilung der Studienplätze entscheidet. Dieses nennt man Dezentrale Auswahl. Das Losverfahren (''loting'') haben zuletzt immer weniger Hochschulen praktiziert - und nun gibt es das Losverfahren nicht mehr.